Freitag, den 26. April 2013
WAT SEIN MUSS, det muss einfach sein! BERLINISCH ALS PFLICHTSPRACHE in sämtlichen hauptstädtischen Lehranstalten
Leute, wir ham et jeschafft, gestern in ROTEN RATHAUS, uff de große Innentreppe, denn rinjelassen hatten uns die Penna natürlich nicht, hunderte von Vereinsmitjliedern standen uff de Stufen Spalier für mir, frenetischer Jubel, det schöne Lied BALINA JUNGEN DIE SIND RICHTICH aklang und oben vonne Rampe hab ick meene Ansprache jehalten, unsa Club wurde triumphal aus de Taufe jehoben. DER V R B M, der VEREIN ZUR RETTUNG DER BERLINER MUNDART.
Wir werden det durchsetzen, det zumindest eene Stunde in Deutschuntaricht in det Idiom von ZILLE und TUCHOLSKY abjehalten wird. Wir sind schließlich HAUPTSTADT, METROPOLE sojar. Dieset schwachsinnije GLOBISCH und ARMENENGLISCH mit ewich STRESS und FUCK und SHITSTORM und BRAINSTORMING und POWERPOINT will doch keener mehr hör‘n. Und unsere kleenen Türken und Araber müssen sich abjewöhnen zu saren: ISCH GEH‘ TANTE. EXAKT heißt dette: ICK JEH BEI MEENE TANTE. Und Dativ und Akkesativ müssen richtich jebraucht werden: WEM IS DET MOTORAD? Antwort: DET IS IHM SEINS… Und ooch Jenetiv darf nich sterben, zum Beispiel WER IS’N DIE TUSSIE?: DET IS FRÄNKIE SEINE?
Durch dem Zusatz von det POSSESIVPRONOMEN wird die janze Anjelegenheit klarer, der EXPLIKATIVE DATIV. Nich nur: DET IS OTTOS HANDY? Jenauer: DET IS IHM SEINS. Vastehste? Sonst mehr Akkusativ. Ick jeh bei die Hertha, ick jeh bei die Sekundarschule, nicht: ich will mich bei den Leuten beliebt machen, sondern ICK WILL MA BEI DIE LEUTE RANSCHMEIßEN. Denn der JEBRAUCH von MA und TA, wenn de nich jenau weeßt, ob de MIR oder DIR saren mußt. Also statt der Frare: LIEBSTE MIR DENN NOCH? (wo de nich jenau weeßt, ob det nu richtich is, ob de da nich besser LIEBSTE MICH DENN NOCH fragen mußt).
Scheißsituation, man steht nich jerne unjebildet da. Also denn lieba LIEBSTE MA DENN NOCH? Da kannste nischt falsch machen. Oda du forderst höflich zu‘s Hinsetzen uff, wenn de sachst: SETZ DA HIN. Weil de nich so jenau weeßt ob et nu SETZ DIR HIN oder SETZ DICH HIN heißt. Berlinisch is raffiniert, daneben sind Deutsch, Französisch oder Englisch Primitivsprachen. Und schließlich die janz einfache Hilfsverbenkonjugation, von det Verb HABEN zum Beispiel. HAICK, HASTE, HATTA, HAMWA, HABTA, HAMSE. Kombiniert mit KRIEJEN: HAICK JEKRICHT, HASTE JEKRICHT und so weiter, und denn det Plusquamperfekt, die HATTE- FORM, die hatten wa nie, nehm’ dafür det vorzeitije Perfekt, vastehste!? Also janz einfach. HAICK JEKRICHT JEHABT, HASTE JREKRICHT JEHABT und so weiter.
Bei SEIN heißt det Partizip JEWESEN, da kannste denn wunderbar azehlen. Zum Beispiel: “DET KONZERT WAR JUT JEWESEN, die Frau neben mir war schön Jewesen, aba ick hatte meene Brille vajessen jehabt, und so hab‘ ick ihr für Heidi Klum jehalten jehabt und ihr anjesprochen jehabt und det war peinlich jewesen“.
Eine geile Sprache, da erregste sofort soziale Uffmerksamkein mit, det is elejant, scharf und wirkungsvoll.Aba det stirbt aus, wenn wa nischt dajegen tun. In Bayern vasuchen se die Kinder ooch Mundart inne Schule beizubringen, weil die sonst ja keen Bärisch mehr sprechen würden, die Bazis. JO MEI, dis doarf do nit sterben!
In allen Berliner Rundfunk und Fernsehanstalten kann kein Mensch mehr berlinern, überall das gleiche GLOBISCHE DENGLISCH, der Slang kolonisierter Teutonen, unerotisch bis zum Auswachsen. Dabei reicht es schon, den Unterkiefer ein wenig vorzuschieben und das Scheißartikulieren zu vergessen, das genügt bereits zur Realisierung einer weltweit einmaligen Mundart, für den originellen, germanophonen Playboy und Erotiker unabdingbar, wenn es darum geht Frauen klar zu machen.
So können wir die Konkurrenz aus Italien, Frankreich, Brasilien oder Nordkorea aus dem Feld schlagen, wir Berliner Womanizer. Und unseren Damen verschafft es einen erotischen Reiz, also da kommt keine Amerikanerin, Portugiesin oder Taiwan-Chinesin mit. Berlinern wir endlich wieder. Jeden Tag, jede Nacht, wenn wir nachts arbeiten oder eine Pause in unseren geschlechtlichen Aktivitäten einlegen müssen.
Entlassen wir alle steril denglischsprachigen Sprecher aus den Medien, lassen wir unsere BERLINER KINDER VON BERLINERNDEN LEHRERN UNTERRICHTEN, benutzen wir das Hochdeutsche nur als Amts-und Schriftsprache, verlangen wir von Migranten, die hier schon jahrtzehntelang leben die Mundart als Konversationsmittel ( „Ali, mach de Mücke, de Bullen sind schon in Hausflur!“ Geht doch). Hier sollen wieder Berliner aufwachsen, keine kleinen Schwaben oder Libanesen, keine amerikanisierten Anzugträger, die dauernd SHIT oder FUCK rufen, wenn sie denn ordinär sein wollen. Berliner Bands, Berliner Melodien, von Paul Lincke bis zu wackeren Ost-Rockern von heute, scharfe Berliner Miezen, dauernd Berliner Liedermacher im Radio, vor allem dieser geile, nee, det sare ick hier nich, det vabietet ma meene natürliche Bescheidenheit. Sagen wir wieder WOMAMA statt LET‘S GO oder NUN WOLLEN WIR MAL!
Damit geben wir unserer vielgeschmähten Hauptstadt ein wichtiges Stück Kultur zurück. Die ollen Römer sprachen immer einen wunderschönen lateinischen Dialekt. Nur im Rest der Welt wurde ein affiges Vulgärlatein geradebrecht. Rom ging dann unter. Aber Berlin darf nicht untergehen. Deshalb müssen wir alle TAPFER BERLINERN! Lasst Euch da nicht beirren Leute! Schreibt an diese home-page und teilt mir mit, wie hoch Euer Beitrag — immer gleich an mich zu entrichten — denn sein sollte. Werdet Mitglieder im V R B M, im VEREIN ZUR RETTUNG DER BERLINER MUNDART. Aus der anderen Welt unterstützen uns schon Paul Lincke, Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Heinrich Zille und Helga Hahnemann. Willy Brandt zögert noch, weil er es sich erst noch aneignen muss, wird jedoch sicher Ehrenmitglied.
Und eens sare ick Euch. Wenn a meene Erjüsse hier jetze jelesen habt, wenn ihr zujeben müsst: „DET WAR ABA LANGE FÄLLIG JEWESEN, diesa Atikel und DET WAR JUT jEWESEN, also denn seid a uff den richtijen Weje anjekommen.
Klickt ma an, Ihr Berolinenser! Euer zukünftiger Kultursenator Lothar von Versen.