Donnerstag, den 26. Januar 2012
Brief an Wulfimaus
Chris, ich muss das publizieren, weil ich auf meiner Website immer die Wahrheit sage, nichts als die reine Wahrheit, weil ich das meinen handverlesenen Freunden und meiner übersichtlichen Gemeinde schuldig bin.
Wir kennen uns seit vielen Jahren. Weißt Du noch, wie Du in der Fußgängerzone nahe dem Cafe Kröpcke in Hannover meinem Gesang lauschtest und wie Du nach einem besonders schönen Lied einen ganzen Euro hast zu mir herüberwachsen lassen?
Du warst damals noch Oppositionsführer im niedersächsischen Landtag, ich lud Dich zu einer Brause ein von Deinem Euro, Du wolltest etwas für mich tun, mich später einmal zu einem großen Gartenfest bitten …
Wie oft hab‘ ich mich seitdem vor Sehnsucht verzehrt, hab‘ versucht zu telefonieren, zu schreiben, zu faxen, später manchmal vor dem Schloss Bellevue herumzulungern … Vergebens.
Nach einigen Jahren schlug meine Sympathie in Hass um, und ich fand Dich nicht mehr ganz so sympathisch. Und nun rufst Du mich an. Ich stehe auf der Kabarettbühne. Du beklagst Dich, dass Du nur reiche und schöne und mächtige Freunde hast, dass Dich das unpopulär gemacht hat, wenn Du in deren Villen und auf deren Jachten geurlaubt hast mit Deiner Bettina. Nun brauchst Du offenbar für Deinen Ruf und Dein Image einen abgerissenen Menschen, einen verkannten Künstler etwa, schwebend zwischen Mietnomadentum und Kleinkriminalität, verkannt, aber begabt. Und da bin offenbar nur ich Dir eingefallen. Sehr schmeichelhaft.
Also Du kannst gern ein paar Tage Ferien machen bei uns, bei Edda und bei mir, in unserer winzigen Hütte zu Berlin-Hermsdorf. Wir ziehen solange zu meiner Schwiegermutter in Heiligensee. In eine bescheidene Laube.
Mit der Bettwäsche wird es schwierig, aber Ihr könntet Eure Schlafsäcke mitnehmen, das heißt, meinen alten Sack würde ich Dir zu Verfügung stellen, aber Bettina brauchte einen größeren, eigenen, weil sie ja wohl zwei Meter misst und mein Liebling nur eins-sechzig, so dass ihr Schlafsack nicht reichen würde für Dein Frauchen. Als Bezahlung würden 5oo Euro pro Nacht völlig ausreichen. Das wäre mehr eine Spende, und nur ein Idiot könnte dies als Vorteilsnahme deinerseits bezeichnen.
Tja, und sowie Du da bist, lade ich anonym — per Mailbox natürlich — den lieben Diekmann ein, damit er mit einem Reportertross anrückt.
So kommt alles wieder in Ordnung, und Du präsentierst stolz einen sehr armen Freund statt der reichen Heinis und ihrer Miezen, die dich nur in Misskredit bringen …
Alles Liebe , immer der Deine, LOBO.
PS: Ach, und Handkuss für Bettina!